Bowie&Batoux
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Zunehmend ist die Zahl der Pferde, die an "Wohlstandserkrankungen" leiden: Fälle von Adipositas und Stoffwechselerkrankungen wie EMS (Insulinresistenz) und Hufrehe, Leber- bzw. Nierenprobleme, Sommerekzem, Bronchialinfekte (COBD), Sarkoide etc. sind heute keine Exotenerkrankungen mehr, sondern gehen quer durch alle Rassen. Was läuft falsch in der Pferdewelt? 70% der Pferde haben Bronchialprobleme, ebeno viele zu viel auf den Rippen und an die 30% Magengeschwüre. Neuerdings steigen die Zahlen von Equiner Proximal Enteritis bzw. Inflammatory Bowel Desease. Die Lebenserwartung selbst der Freizeitpferde sinkt. Lolitrem B und Ergovalin aus endophytischen Pilzsymbionten in Weidelgräsern, Seneciose aus Jakobskreuzkraut & Co, Hochzuckergräser im Heu, Kunstdünger oder Humus aus Rotteförderung.... Daraus die "Impulse zur Pferdehaltung" als Dienst am Pferd. Wir generieren keine finanziellen Einkünfte aus dem Betrieb dieser Seite.


Wer wir sind:

ein Team aus Zwei- und Vierbeinern, das versucht, sich selbst und seiner Umwelt gerecht zu werden.

 

Was wir wollen:

Impulse zu geben, die keine Belehrung sind, kein So-macht-man-es. Kant (1784): "Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!" - daraus sind alle Inhalte hier NUR Anregungen.

Was wir bieten:

Erfahrungswerte rund um´s Thema Pferd von Endoparasiten über Grundfuttergehalte bis hin zu einer Bauanleitung für Heubedampfer




Ein Beispiel für das, was Sie hier erwartet:

Die stillen Nassauer - Endoparasiten beim Pferd

 

Sie können von der allgemeinen Schwächung des Organismus und Gewichtsverlust bis hin zu massiven Organschädigungen und auch zum Tod führen. Die gezielte Bekämpfung dieser Organismen im Pferd spielt hier eine ebenso wichtige Rolle, wie einige Maßnahmen im Weide- und Wiesenmanagement, um dort deren Zyklus zu unterbrechen und so eine permanente Reinfektion zu verhindern.

 

Vorrangig: Strongyliden und Askariden

Die kleinen und großen Strongyliden bzw. Palisadenwürmer sind wohl die bedeutendsten Endoparasiten beim Pferd. Sie sind sehr weit verbreitet und haben bereits großflächig Resistenzen gegen Benzimidazole, eine der drei vorhandenen Wirkstoffgruppen entwickelt. Problematisch wirkt sich der Befall bei weiterer Schwächung der Tiere aus, da die in der Darmschleimhaut inhibierten Larven gerade dann eine erhöhte Aktivität zeigen. Bereits vorhandene Belastungen des gesamten Organismus, hervorgerufen durch den Fellwechsel, das Alter oder eine primäre Erkrankung lösen einen Reflex bei diesen verkapselten Larven aus. Sie beenden ihre Ruhezeit und können so einen sprunghafte Befallsanstieg bewirken, welcher bedrohliche Schädigungen verursachen kann. Mögliche Folgen sind Blutungen, Zerstörung der Schleimhaut, Durchfall, Kolik, Appetitlosigkeit und Abmagerung. Der Lebenszyklus der Strongyliden kann der folgenden Abbildung entnommen werden.

Weiteres Problem hier ist die Praepatenz, also die Kontamination der Weide mit infektiösen Larven nach erster Aufnahme, von wenigen Wochen.

 

 Lebenszyklus Strongyliden - copyright A. Böddeling
Lebenszyklus Strongyliden - copyright A. Böddeling

                                      

 

Askariden, auch umgangssprachlich Spulwürmer genannt, können bei hohem Befall, Schädigungen des Darmtraktes oder Anämien nach sich ziehen. Sie entwickeln zunehmend Resistenzen gegen Avermectine. Da die unterschiedlichen Larvenstadien der Spulwürmer durch innere Organe wandern, kommt es z.B. zu Durch-bohrungen der Lungen und kann dort Entzündungen hervorrufen. Bei hoher Befallsdichte und unkontrolliertem Einsatz eines noch wirksamen Präparates zur Entwurmung, kann allein durch die Substanzsmenge eine Kolik bzw. Darmruptur ausgelöst werden. Das Volumen der adulten Parasiten kann in der folgenden Abbildung verdeutlicht werden.

 

Spulwürmer 6 Monate nach Infektion
Spulwürmer 6 Monate nach Infektion

 

Siehe bitte  den Infektionszyklus der Askariden

Lebenszyklus Askariden - copyright A. Böddeling
Lebenszyklus Askariden - copyright A. Böddeling

 

Die Wurmeier können in feuchtem Milieu bis zu 12 Jahre infektiös bleiben, denn sie sind auf Grund ihrer Physiologie sehr widerstandsfähig. Eine Reinfektion über Heu ist nachgewiesen.

 

 

Bedeutung der Resistenzbildung

 

Da b.a.w. nur drei Wirkstoffgruppen (makrozyklische Lactone (Avermectine), Tertrahydropyrimidine und Benzimidazole) für die medikamentöse Abwehr von Endoparasiten zur Verfügung stehen und diese dazu tendieren, immer weniger ausreichend zu wirken oder sogar komplett ohne Wirkung wieder ausgeschieden zu werden, sollte eine prophylaktische Anwendung in Frage gestellt werden, denn vor allem durch diesen in regelmäßigen, kurzen Abständen erhöht sich die Gefahr weiter zunehmenden Wirkungsverlustes und belastet unnötig das Umfeld: Avermectine töten uU keine Askariden ab, reduzieren aber je nach Jahreszeit, Fledermäuse und andere Prädatoren z.B. der Mistkäfer:

Es empfiehlt sich zu jeder Zeit das Entnehmen einer frischen Kotprobe und der Analyse dieser auf den Umfang und die Art des Parasitenbefalls. Erst dann sollte gezielt der Wirkstoff ausgesucht und eingesetzt werden. Eine Nachkontrolle ist dann jedenfalles auch zu empfehlen. Der Einsatz von Avermectinen ist  aus o.g. besser auf die Wintermonate zu begrenzen. Nach Entwurmung jeder Art, sollte der Kot schnellstmöglich von der Standfläche entfernt werden.

 

 

Weidehygiene

 

Der weitere entscheidende Punkt zur Verringerung des Parasitendrucks in der Pferdehaltung ist das Hygienemanagement auf Weide, im Paddock und in den Stallungen. Fakt ist, dass sich das Risiko der erneuten Infektion nach einer Behandlung stark minimieren lässt, wenn ausreichend oft und gründlich der Kot von den Aufenthaltsflächen der Pferde entfernt wird. Mindestens zweimal wöchenlich sollten Weide und entsprechend öfter alle anderen Bereiche der Anlage gereinigt werden. Auch eine Wechselbeweidung mit Rindern oder Schafen kann den Entwicklungszyklus vieler Parasitenarten stören und somit zu einer teilweise Entseuchung führen.

 

Sollte der Mist aus den Ställen und Paddocks als Dünger auf die Wiesen ausgebracht werden, muß bedacht werden, dass in der gewerblichen Humuserzeugung deren Prozeßsteuerung Feuchte und pH-Wert überwacht und eine Temperaturerhöhung auf 70°C für über eine Woche im gesamten Gut sicherstellt, damit die Verbindung von Temperatur und den sich bildenden organischen Säuren auch Schadelemente eliminiert, deren Proteinschutz über höhere Thermoresistenz verfügt. In der Übertragung auf die offene Feldrotte, ist somit eine mindestens viermaliges Umschichten von innen nach außen gefordert.

 

 

Unterstützung der Weidehygiene durch eine Düngung mit Kalkstickstoff

 

Durch eine Düngung mit Kalkstickstoff im Frühjahr kann der Verwurmung der Weidetiere entgegengewirkt werden. Empfohlen werden rund 400kg Kalkstickstoff mit ca. 20%N / 50% Kalk je Hektar auf trockenen Grasbestand zu düngen. Als optimaler Termin kann der Zeitraum der Forsythienblüte angesehen werden Während der Umwandlung des Düngers am Boden (Cyanamidphase) werden Larven von Eingeweideparasiten (z.B. Magen-Darmwürmer) und auch deren Zwischenwirte (Moosmilbe für Bandwurmeier) reduziert. Versuche an der Universität Gießen ergaben z.B eine drastische Dezimierung von Strongyliden-Larven. Siehe nachfolgende Graphik.

 

Einfluss der Kalksticktstoffdüngung auf die Überlebensrate von Strongylidenlarven bei 21°C. Graphik Alzchem AG; Versuchsdurchführung Dr. Bauer, Inst. f. Parasitologie. Uni Gießen

 

 

Kalkstickstoff enthält weiterhin 50% basisch wirksamen Kalk, dessen positiver Effekt gegen eine Bodenversauerung in der folgenden Graphik deutlich wird :

 

Die gewünschten Nebenwirkungen von Kalkstickstoff beruhen weitgehend auf der sog. Cyanamidphase. Nach der vollständigen Umwandlung des Cyanamids liegt der Stickstoff dann länger als Ammonium-Stickstoff vor. Hierdurch werden vor allem die wertvollen Untergräser gefördert. Dies wirkt sich auch vorteilhaft auf die Dichte und Belastbarkeit der Grasnarbe aus. Die gegen Strongyliden sicher belgeten Reduzierungen auf der Weide sind bei den Askarideneiern fraglich. Diese haben einen besonders robsten Aufbau der Eihülle (Lipoprotheinschicht, Chitinpanzer und chemisch resistente Innenmembran) und betreiben keinen Stoffwechsel mit ihrer Umwelt. Weitere Untersuchungen wären hier angebracht.

 

 

Fazit

 

Resistenzbildungen nehmen zu und daraus sollte der Nachschub der Endoparasiten mit in den Blick genommen werden (Weidehygiene) und ebenso sollte man sich des Nutzens, der Folgen und der Kosten prophylaktischer Medikamentengabe vor Augen führen. In größeren Verbänden mit Fluktuation der Einsteller wird es nie eine „Wurmfreiheit“ geben, aber eine Reduzierung auf ein vertretbaren Befall ist realisierbar. Vor der Eingliederung neuer Pferde in einen Herdenverband, sollte unbedingt deren Befall ermittelt werden und der Wirkungsgrad der zur Verfügung stehenden Präparate (Kotprobe).